Falsche Frage

Es gibt vielleicht keine dummen Fragen, aber falsche. Häufig ein Grund, warum man sich im Kreis dreht. Was eine falsche Frage ist und wie es besser geht, erklärt Tony Robbins.

Beim Barcamp Stuttgart 2012 stellte ich Oliver Gassner am Sonntag beim Frühstück eine Frage zum Thema Blogs. Eingeleitet hatte ich sie wohl mit "Mal ne Frage ..." Ob dumm vorkam, keine Ahnung. Bei der anschließenden Sessionvorstellung griff er dies auf: "Mir hat heute jemand beim Frühstück eine dumme Frage zum Thema Blogs gestellt ..." Ich konnte natürlich nicht an mich halten und rief quer durch den Raum: "Die Frage war nicht dumm." Gut, jeder wusste danach, wer der Fragesteller war, und die Lacher hatte ich auch auf meiner Seite.

Es gibt also keine dumme Fragen, aber es gibt falsche Fragen. Fragen, deren Antworten in eine falsche Richtung führen. Die implizit eine Lösung ausschließen oder nur Antworten liefert, die derjenige hören möchte. Tony Robbins, bekannter Motivations- und Selbsthilfe-Guru aus den USA, gibt in diesem Video ein Beispiel (ab Minute 18:14. Achtung hoher Tschaka-du-kannst-fliegen-Faktor).



Er gab den Teilnehmern eines Seminars die Aufgabe, nach Wegen zu suchen, wie sie den Umsatz ihres Unternehmens steigern können. Zur Erinnerung, es gibt drei Arten:

  1. Ich erhöhe die Anzahl der Kunden.
  2. Ich erhöhe den Umsatz pro Kunden (Preise erhöhen oder zusätzliche Produkte anbieten).
  3. Ich erhöhe die Kauffrequenz, das heißt wie oft ein Kunde ein Produkt während eines bestimmten Zeitraumes kauft.

Ask a lousy question ...

Einer der Teilnehmer stellte folgende Frage:
 "How can I increase the average dollar per sale (Punkt 2), when no one is buying and increase the customer base as well (Punkt 1) when everybody is price-driven and does not have a lot of that type of work going on these days." 
Zum Hintergrund. Der Fragesteller kam aus der Baubranche. Der Workshop fand 2009 inmitten der Wirtschaftskrise statt.

 ... you get a lousy answer

Tony Robbins gab daraufhin zur Antwort: "Ask a lousy question, you get a lousy answer." Als Beispiel nannte er das Thema Abnehmen. Wenn jemand fragt: "Wieso nehme ich nicht ab?" ist das seiner Meinung nach die falsche Frage. Auch: "Wie kann ich abnehmen?" Die Antwort lautet: "Diät halten." Nur das wollen die Betroffenen nicht hören. Besser wäre: "Wie kann ich abnehmen und dabei auch noch Spaß haben?" dann kommen andere Antworten.

Das gleiche gilt auch für die Frage des Teilnehmers. In seiner Frage nahm er letztlich vorweg, dass es keine Lösung gibt. Dass es unmöglich ist, bei der Wirtschaftslage mehr Umsatz zu machen oder neue Kunden zu finden.

Unser Kopf ist rund 

Von Francis Picabia, französischer Schriftsteller, Maler und Grafiker, stammt das Zitat:
"Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann." 
Tony Robbins empfahl dem Fragesteller genau das. Nicht nur an bestehende Produkte, Zielgruppe, Märkte zu denken, sondern zu überlegen, was er noch anbieten kann. Sich neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Statt sich immer die gleichen Fragen zu stellen und nicht weiter zu kommen, ist es besser, sie einmal anders zu formulieren. Hilfreiche Antworten zu erwarten. Nicht: "Wie komme ich an neue Kunden (und eigentlich habe ich Null Bock darauf, es bringt eh nichts und Spaß macht es schon gar nicht)? Sondern: "Welche Möglichkeiten gibt es, leichter an neue Kunden zu kommen (und ich erwarte, dass es leicht ist und einfach geht)?"

Falsche Frage, richtige Antwort

Es gibt also keine dummen Fragen, sondern nur falsche. Aber selbst dann kriegt man manchmal die richtigen Antworten. Auf dem Barcamp Stuttgart bekam ich viele. Obwohl ich ursprünglich hören wollte, dass das Bloggen schwer ist, die Technik kaum beherrschbar und ich das Ganze besser vergesse, fielen zum Glück die Antworten anders aus: positiv, ermutigend. 14 Monate und über 100 Blogposts später bin ich dafür dankbar.