[Tag 25] "It's been seven years" – über Ziele und Vorsätze

Statt einem Tipp, ein Denkanstoß, wie man Ziele und Vorsätze auch sehen kann, sehen sollte.

"It's been seven years!"

In einem Seminar, das Michael Neill zusammen mit George Pransky hielt, berichtete ein Teilnehmer, dass er seit sieben Jahren kein Buch mehr veröffentlicht hätte (in diesem kostenpflichten Talk wird davon erzählt). Er wüsste einfach nicht, wie er diese Schreibblockade überwinden könnte. George Pransky fragte den Autor immer wieder, warum das denn ein Problem sei? Michael Neill hatte zwischenzeitlich gar die Befürchtung, dass George das Problem nicht verstünde: "It's been seven years!" Schließlich sagte George Pransky, das einzige, was das zeige, ist, dass wir Menschen einfach schlecht im Schätzen sind.

"I don't understand what makes you think that this is anything other than being terrible at predicting how long things should take."

Das hat mich total verblüfft, die Leute im Saal auch. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto deutlicher wird mir, wie sehr George Pransky damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat.

Michael Neill hat George Pransky dazu befragt, warum das gesagt hätte:
"He was so certain about how much of a problem this was, how long it should take. [...] it occured to me he didn't really know what he was talking about. [...] He assumed something was wrong based on his own thoughts. But he was so rigid about it that I thought asking a question would at least help him to step back and reflect on it."
Ziele sollten nicht in Stein gemeiselt sein. Ziele und Vorsätze sind eine lediglich eine Vorstellung. Ein Zustand, den wir anstreben. Mehr nicht.

Leider passiert häufig Folgendes, ein Absatz aus dem Buch "Invisible Power" beschreibt es treffend:
"You start thinking you need a bigger house or a nicer car to be happy or more comfortable in your life. You create an image in your mind of what you want. Before you know it, you think the house you live in or the car you drive is making you unhappy. You don't realize you have created an alternate reality in your mind that you are now comparing your circumstance to. When imagining your desire, you feel anticipation or some sense that the future will have more joy in it. Your current situation seems lacking and feels bad, but, innocently, you fail to notice that you created all this in your own mind."
Sollte man sich also keine Ziele setzen? Nein, das meine ich nicht. Und das raten Michael Neill und Aron Turner auch in diesem Video nicht. Wir sollten sie nur als das betrachten, was sie letztlich sind:

Ziele sind nichts anderes als subjektive Annahmen, Wunschvorstellungen.

Wenn wir sie nicht erreichen oder sich die Welt anders entwickelt, sagt das nichts über uns als Menschen, unseren Charakter, unseren "Wert" aus. Vielleicht muss man dann einfach einen Schritt zurücktreten und die eigene Herangehensweise überdenken, statt sich gleich in Frage zu stellen.

Ich weiß, etwas "schwere Kost" vor Weihnachten, aber ich wollte das noch los werden. Für mich war das ein echtes Aha.

Bei dem Autor hat es übrigens Klick gemacht. Er hat seine Blockade überwunden und sich nach dem Workshop wieder ans Schreiben gemacht, dieses Mal mit einem anderen Verständnis, nämlich dem, dass niemand wirklich weiß, wie lange es dauert, bis ein Buch fertig ist. Das hat ihm die notwendige Lockerheit gegeben, die uns oftmals beim Thema Ziele/Vorsätze fehlt. In diesem Sinne ...