Ende Januar 2014 beschloss ich, im Februar nichts zu machen. Keine neuen Vertriebs- und Marketingbücher oder -Blogposts zu lesen. Keine entsprechenden Podcasts zu hören. Keine Akquise. Nichts. Mich nur um bestehende Kunden zu kümmern, so weit notwendig, mehr nicht. Das Ergebnis: zahlreiche neue Ideen. Außerdem zwei neue Kunden ganz ohne mein Zutun.
Vorausgegangen war der bis dato erfolglose Versuch, eine Lösung für ein Problem zu finden, das mich schon monatelang beschäftigte. Nichts funktionierte, ich war frustriert und je mehr ich versuchte, desto schlimmer wurde es. Also habe ich noch mehr Podcasts gehört, noch mehr Bücher gelesen, noch mehr probiert. Irgendwo musste doch die Antwort zu finden sein. Ende Januar kam dann der Punkt, an dem ich nicht mehr weiter wusste. Ich hatte mich verrannt, sah den berühmten Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Schneekugel-Effekt
Nicola Bird, eine erfolgreiche Unternehmerin, hat in diesem Video (ab Min: 26:30) für dieses rastlose Suchen ein anderes, wie ich finde, schöneres Bild gefunden: eine Schneekugel. Wir haben ein Problem. Um es zu lösen, werden wir aktiv, probieren dies und das. Um im Bild zu bleiben, wir schütteln die Schneekugel, wirbeln Schnee auf. Das funktioniert meistens sehr gut.
Mitunter werden wir aber vor Problemen gestellt, auf die wir nicht gleich eine Lösung finden.
Und so wirbeln wir mehr Schnee auf, denn vielleicht machen wir ja nicht genug. Vielleicht wissen wir ja noch nicht genug. Wir beißen uns fest. In dieser Situation können wir die Lösung nicht erkennen, selbst wenn wir buchstäblich mit dem Kopf darauf gestoßen werden.
Michael Neill beschreibt es in seinem Buch "The Inside-Out Revolution" treffend:
"The problem with advice is that until we regain our bearings, we can't use it; once we regain our bearings, we don't need it."Kein noch so guter Tipp hat mir weitergeholfen. Als ich wieder klar sehen konnte, habe ich ihn nicht mehr gebraucht.
Ende Januar hörte ich dann endlich auf den Rat von anderen: Mach' mal nichts. Das war die einzige Strategie, die ich bis dahin nicht ausprobiert hatte. Was hatte ich zu verlieren? Schlimmer konnte es ja nicht werden.
Nichtstun war harte Arbeit
Keine Business-Podcasts und -Bücher. Kein rastloses Suchen mehr. Stattdessen Kaffeetrinken gehen, Leute treffen, Fahrrad fahren, den Herrgott einen lieben Mann sein lassen. Und das war richtig schwer. Schwerer, als wenn mir jemand gesagt hätte, mach' 100 Anrufe am Tag.
Da war das schlechte Gewissen: Du kannst doch nicht einfach nichts machen ...
Die Tage vergingen und allmählich kam die Klarheit zurück. Der Schnee setzt sich wieder ab, wenn man so will. Und damit kam der Spaß, die Leichtigkeit und die Ideen, die ich am liebsten sofort wieder umgesetzt hätte. Auch wenn es schwer fiel, ich wartete damit bis Anfang März.
Die anderen hatten recht
Meine Erwartungen an den Monat Auszeit waren nicht hoch. Ich wollte einfach aus dem Hamsterrad rauskommen und die "verlorene" Zeit eben im März wiedergutmachen. Das heißt ich ging davon aus, dass es ein "verlorener" Monat sein würde, zumindest könnte ich dann den Leuten sagen: Ich habe es probiert, es hat auch nichts gebracht.
Nur die anderen hatten recht: Es hat sich gelohnt. Ich war weniger gestresst, es kamen viele neue Ideen, die Lösung sah ich klar vor Augen, und es kamen sogar zwei neue Kunden. Nicht nur deshalb kann ich sagen: Auszeit nehmen lohnt sich! Und das nicht nur, um auszuspannen, sondern auch, um einen neuen Blick auf Dinge zu bekommen, Antworten zu finden.
Wer also gerade über ein Problem grübelt und nicht weiterkommt, egal, wie viel er probiert hat, wer wild im Internet nach Lösungen sucht, sie aber nicht findet, der sollte, wie ich, einmal nichts machen. Den Schnee setzen lassen. Wie lange? Schwer zu sagen, zwei, drei Tage, eine Woche. Einfach darauf vertrauen, dass die Klarheit wieder kommt, denn das tut sie mit ein bisschen Pause. Außerdem: Schlimmer kann es nicht werden ;-)
Wie ging es weiter?
Ich würde gerne sagen, dass ich dauerhaft von der Schneekugel-Krankheit "geheilt" wurde. Ich war schnell wieder im alten Trott drin und schüttle wieder fleißig die Kugel. Nur warte ich mittlerweile nicht mehr so lange, wenn ich nicht mehr weiterkomme. Dann nehme ich mir eine kurze Auszeit, etwa indem ich mich aufs Rad schwinge und ein paar Kilometer runterreiße. Das hilft enorm und reicht häufig schon aus, um wieder klar zu sehen.