Den Wald vor lauter Bäumen wieder sehen


Die Geschichte eines Mannes, der Bäume pflanzte, aus denen ein Wald wurde, der sich kilometerweit erstreckt und was das mit Vertrieb zu tun hat. 

Ausgangspunkt für diesen Blogartikel ist die Kurzgeschichte "Der Mann, der Bäume pflanzte" von Jean Giono. Sie wurde 1953 veröffentlicht. Ich habe das Hörbuch inzwischen mehrfach angehört und schon beim ersten Mal war mir klar: Da steht ganz viel über Vertrieb drin. 


Die Geschichte des Elzéard Bouffier: Haus bauen, Kind zeugen, Wald neu anpflanzen

Erzählt wird die Geschichte des Schäfers und früheren Bauers Elzéard Bouffier, der 1910 in den französischen Alpen begann, Bäume zu pflanzen. Zunächst Eichen, später Buchen, Birken und Ahornbäume. Er war in die Berge gezogen, nachdem der einzige Sohn und dann die Frau gestorben war.

1913 trifft ihn der Erzähler, als er bei einer Wanderung durch das Gebiet vergeblich Wasser suchte. Alles war vertrocknet, die ganze Gegend eine trostlose Wüstenei, in der nichts wuchs außer wilder Lavendel, wie es in der Geschichte heißt. 

Beim Kennenlernen hatte der Schäfer schon über 100.000 Eichen gepflanzt und dafür jeden Tag 100 Eicheln im Boden vergraben. Davon waren 20.000 aufgegangen, 10.000 würden seiner "Berechnung" nach überleben und zu einem Wald anwachsen. 

Jeden Tag (oder vermutlich so lange es das Wetter zuließ) pflanzte er neue Bäume. 

Erst 1920 war der Erzähler wieder vor Ort und sah auf einer Fläche von elf Kilometer Länge und drei Kilometer Breite einen Wald, die Bäume zum Teil schon mannshoch.

Blühende Landschaften

Als die Erzählung 1947 mit dem Bericht über den Tod des 88- oder 89-jährigen Bouffiers endet, war aus einem ehemals kargen, dürren Landstrich eine blühende Landschaft geworden, in der das Leben und mit ihm Menschen zurückgekehrt waren. Eine riesige Waldfläche war entstanden, ausgetrocknete Bäche führten wieder Wasser, in Talsenken wuchsen Birken. Es gab auch Getreidefelder ... 

Eine inspirierende Geschichte, die fiktiv ist, wie der Autor selbst in einem Brief an die Wasser- und Forstverantwortlichen der Stadt Digne schrieb:

"Ich bin traurig, Sie zu enttäuschen, aber Elzéard Bouffier ist eine erfundene Persönlichkeit. Das Ziel bestand darin, die Liebe zum Baum zu fördern, oder genauer, die Liebe zum Pflanzen von Bäumen zu entfachen (was von jeher eine meiner teuersten Ideen ist).“

Mehr zu seinem Ziel/Wunsch gleich. Jetzt aber: 

Was hat das alles mit Vertrieb zu tun? 


#1 – Ausdauer zahlt sich aus

Der Schäfer pflanzte täglich vermutlich bis in den Herbst hinein. Auf lange Sicht zahlte sich das aus. Im Vertrieb ist es ähnlich. Wer werktäglich (potenzielle) Kunden kontaktiert, wird langfristig Erfolg haben, natürlich vorausgesetzt es herrscht Nachfrage für das Produkt/die Dienstleistung. 

Und es müssen nicht gleich 100 Anrufe oder E-Mails sein. Selbst fünf täglich werden früher oder später zum Erfolg führen. Es gibt wertvolles Feedback, und es werden daraus gegebenenfalls Ideen für neue Produkte/Dienstleistungen entstehen.  

Rom wurde ... der Wald wurde auch nicht an einem Tag gepflanzt.


#2 – Geduld haben

Selbst nach drei Jahren waren erst zaghafte Bäumchen sichtbar, vermute ich mal. Er hat trotzdem weiter gemacht. 

Im Vertrieb gehe ich von kürzeren Zeiten aus, aber ein bisschen Geduld braucht es eben. 


#3 – sich nicht von Misserfolgen abbringen lassen

Im Buch wird von einer Erfolgsquote von zehn Prozent ausgegangen. Das heißt, aus zehn von hundert Eicheln/Setzlingen wird ein Baum. Zwei Gedanken dazu: 

  1. Es ist gut, diese Zahl zu kennen, denn so kann ich sagen: immerhin zehn! 

  2. Es hilft, davon auszugehen, dass nicht alles erfolgreich ist, um bei unweigerlich vorkommenden Misserfolgen nicht gleich aufzugeben, sondern sich zu sagen: zehn Prozent meiner Aktivitäten sind von Erfolg gekrönt.  


#4 – klein anfangen

Auch wenn natürlich 100 eine große Zahl ist. 100 Anrufe/E-Mails kosten Zeit und vor allem braucht es auch die Kontakte. Aber fünf pro Werktag, das ist machbar. Bei 200 Arbeitstagen wären das 1.000 Kontaktaufnahmen. Wenn zehn Prozent davon erfolgreich wären, sind das 100 Kunden. #wow

Ein Buch, das ich dazu übrigens gerade lese: Pick up the Phone and sell von Alex Goldfayn. 


#5 – Fokus

Bouffier hat sich darauf konzentriert, Bäume zu pflanzen. Die ersten drei Jahre nur Eichen. Nicht gleich Buchen, Birken und Ahornbäume. Nein, nur Eichen. Er hat Erfahrung gesammelt, vermutlich seine Pflanztechnik optimiert und experimentiert, wie er es schafft, dass noch mehr Eicheln aufgehen. 

Die Analogie? Konzentrier dich auf einen Kanal. Nicht E-Mail, Social Media, Telefon, Vorträge, Podcasts & Co. gleichzeitig. Nimm erst einmal einen Vertriebskanal, der für dich passt. Fall nicht dem Grashüpfersyndrom anheim und mach jede Woche etwas anderes. 

Lieber nur E-Mails an potenzielle und bestehende Kunden schreiben und Social Media & Co. sein lassen. 


#6 – Glück wird der Tüchtige haben

Im Laufe der Zeit half auch der Wind mit, indem er Samen über das Land wehte und daraus neue Bäume wuchsen. Das wäre aber nicht passiert, wenn der Schäfer nicht vorher viele gepflanzt hätte. 

Will schreiben: Glück ereilt den Tüchtigen. Kunden empfehlen einen weiter, melden sich selbst, kaufen mehr als erwartet. Aber das passiert nur, wenn ich vorher Zeit investiert habe; wenn ich zu Beginn viele kontaktiert und Rückschläge weggesteckt habe ... 


#7 – Mut zu machen

Der Erzähler fragt den Schäfer, ob ihm denn das Land gehöre, auf dem er fleißig Eicheln vergrub. Nein, er wisse nicht, wer der Eigentümer sei, und es wäre ihm auch egal. 

Vielleicht ein guter Rat: Nicht zu lange warten, bis jemand einem die Erlaubnis erteilt, etwas zu tun, sondern machen. Nicht darauf warten, bis der Chef, die Kollegen, die Bekannten, Coaches/Berater wie ich sagen: "Tu das", sondern Mut haben zu machen und #1-#6 beherzigen. 


Nur eine schöne Geschichte? Von wegen!

Zurück zur Kurzgeschichte und Jean Giono. Obwohl fiktiv, ist die Geschichte für mich trotzdem inspirierend. Sie zeigt, was Einzelne bewirken können. 

Schon klar, es ist nicht realistisch, dass jemand in einem Gebiet, in dem nichts wächst, 100.000 Eicheln findet. Aber darum geht es nicht. Mir macht es Mut und Hoffnung. 


Waldmacher – Beispiele aus dem #RealLife

Wer es lieber realistisch haben möchte: Es gibt Walderschaffer, die genau das gemacht haben, worüber Giono schreibt. Die seine Geschichte wohl nicht kennen, sondern einfach angefangen haben.

Menschen, die an verschiedenen Orten der Welt Bäume gepflanzt und dort für blühende Landschaften gesorgt haben und es teilweise immer noch tun, unter anderem: 

Wer ähnlich spannende Beispiele wie die oben genannten oder Bücher "Der Mann, der Bäume pflanzte" kennt, ich freue mich über Empfehlungen. 

Epilog

Aktuell (02. bis 08. Mai 2022) findet die Zukunftswoche Mainfranken statt, eine Woche rund um das Thema Nachhaltigkeit. In dem Rahmen wird unter anderem der Film "Der Waldmacher" gezeigt. Es gibt aber noch viele andere tolle, inspirierende Veranstaltungen. 


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