Wenn ich ehrlich bin, ich halte die meisten Ziele und Vorsätze für sinnlos, Zeitverschwendung. Sie klingen gut, es ist meist eine nette Idee, aber wirklich weiterbringen sie mich nicht. Also keine Ziele mehr für mich? Nein, es gibt nämlich eine "Art" von Zielen, die ich verfolge und „gut“ und hilfreich finde.
Ich kenne inzwischen drei Arten von Zielen:
- Ego-Ziele (die überwiegende Anzahl von Zielen),
- Inspirierte Ziele (selten),
- Manchmal passieren Veränderungen von alleine, ohne dass man sich Ziele dafür gesetzt hätte (merkt man erst hinterher).
1. Ego-Ziele
Ego-Ziele sind für mich Ziele, die ich mir vornehme, weil man es so macht oder weil es andere für eine gute Idee halten. Sie klingen nach außen gut, etwa:
- wir möchten unseren Umsatz um zehn Prozent steigern
- wir wollen fünf neue Kunden pro Monat gewinnen
- ich werde ab sofort drei Mal pro Woche ins Fitnessstudio gehen
Alles löblich, nur, so etwas hat mich nie motiviert. Für mich waren das Zahlen, die ich mir „ausgedacht“ habe, letztlich fiktiv, warum 10 und nicht 12,5 Prozent?
Was man sich dabei immer vor Augen halten sollte: Ziele sind subjektiv. Kein Mensch weiß, ob es überhaupt das ist, was sich lohnt zu verfolgen. Man macht es, weil es andere auch tun und damit „Erfolg“ haben.
2. Inspirierte Ziele
Das sind Ziele, die einem beim Autofahren oder beim Duschen einfallen. Dinge, bei denen man sagt: Das wäre eine gute Idee. Es können tatsächlich auch die oben aufgeführten Vorgaben sein, aber sie entspringen einer anderen Denke: Nicht "Es wäre besser, klüger, alle machen das so ...", sondern "Das macht für mich/unser Unternehmen Sinn." Die Energie hinter solchen Zielen ist eine andere. Ich bin motiviert, bleibe am Ball.
Ein Beispiel: Am 14.08.2012 kam mir beim Autofahren der Gedanke: Wie wäre es, innerhalb eines Jahres 3.000 Kilometer Rad zu fahren? Das ist etwas anderes als: Ich nehme mir vor, drei Mal pro Woche Sport zu treiben. Es hat mich unglaublich motiviert. Ich habe mir schon beim Autofahren überlegt, wie ich das schaffe. Jeden Tag zehn Kilometer an 300 Tagen, das geht ...
Beim Developer Camp war es ähnlich. Die Idee kam nicht während einer zweistündigen Brainstorming-Session mit der Zielsetzung: Welche Events könntest du organisieren? Nein, sie kam mir plötzlich und dachte: Das wäre eine gute Sache, warum nicht?
Später mehr, was sich daraus jeweils ergeben hat.
3. Dinge, die von alleine passieren
Im vergangenen Jahr, 2016, ist mir dann noch die dritte Art von Zielen bewusst geworden: Solche, die ich mir nicht bewusst vorgenommen habe, aber die für nachhaltige Veränderungen gesorgt haben.
Inzwischen trinke ich beispielsweise Espresso nur noch selten mit Zucker. Wenn man mir das Anfang des Jahres gesagt hätte: no way!
Ein Bekannter erzählte eines Tages, dass er seinen Espresso ohne Zucker trinken würde, dass es tatsächlich schmeckt ... Ich fand das interessant und wenig später fing ich an, den Zucker im Espresso zu reduzieren und kurz darauf gar keinen mehr zu verwenden. Das passierte ganz nebenbei, war einfach, keine Willensstärke erforderlich.
Die zweite Veränderung entsprang einem Gespräch. Eine Bekannte erzählte, dass sie angefangen hätte, bewusst mehr zu trinken, jeden Tag mindestens zwei Liter Wasser. Sie hätte dadurch abgenommen und fühle sich besser. Irgendwie habe ich das übernommen und trinke inzwischen auch mindestens zwei Liter. Seitdem brauche ich weniger Hautcreme und Augentropfen. Auch das kam einfach so. Hätte ich es mir vorgenommen, so meine Vermutung, hätte ich nach wenigen Tagen/Wochen wieder damit aufgehört.
Und die meisten Texte, die ich inzwischen schreibe (die Mehrzahl erscheint nicht inzwischen nicht mehr hier im Blog, sondern bei Kunden), entstehen nicht, weil ich mir vorgenommen habe: Ich schreibe jeden Tag mindestens 1.000 Wörter, sondern mir kommt plötzlich ein Gedanke, den ich zu Papier bringen will. Inzwischen mache ich damit einen nicht geringen Teil meines Umsatzes, auch das habe ich mir nicht vorgenommen.
Ego-Ziele dominieren die Welt
Leider dominieren Ego-Ziele die Welt, schlicht, weil die meisten es für eine gute Sache halten. Sie gehen für mich am eigentlich Ziel vorbei: motivierend und inspirierend zu sein. Besser wäre es, auf die innere Stimme zu hören. Meist passieren daraufhin Dinge, die man so nicht erwartet hat.
Ich halte das sogar für Unternehmen sinnvoll. Diese unendlich langen Meetings, in denen entschieden wird, dass der Umsatz nächstes Jahr um zehn Prozent gesteigert werden muss, was bringen die, außer dass sich ein paar Vorgesetzte gut fühlen? Ich halte auch nichts davon etwas zu machen, nur weil es bei Google & Co funktioniert, es im Silicon Valley gerade der letzte Schrei ist oder ein Experte gerade darüber ein Buch geschrieben hat.
Aber gut, vielleicht gibt es Leute, die Ego-Ziele brauchen, die das motiviert.
Ziele – Ausgang ungewiss
Die Sache mit dem 3.000 Kilometer Rad fahren hat bei mir etwa dazu geführt, dass meine Migräne, die mich seit dem 16. Lebensjahr geplagt hat, Geschichte ist. Aus alle zwei Wochen für zwei Tage flach liegen, sind ab und zu Kopfschmerzen geworden. Ich hätte das nie für möglich gehalten. Das war auch nicht mein Ziel, als ich das Radeln in Angriff genommen habe. Statt 3.000 Kilometer bin ich dann 7.500 Kilometer gefahren, so viel Spaß hat mir das Ganze gemacht. Und letztlich wirkt sich das auf meine Selbständigkeit aus: Ich falle dadurch nicht mehr zwei Tage pro Monat aus.
Und das Developer Camp, nun, das hatte ebenfalls Auswirkungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte: ein Angebot für eine Teilzeit-Stelle.
Ziel erreicht
Vielleicht überdenkst du noch einmal deine Ziele für dieses Jahr: Willst du sie erreichen, weil man das so macht, weil es "Experten" für eine gute Idee halten? Oder hattest du beim Aufschreiben dieses leichte Kribbeln im Bauch verspürt, eine gewisse Vorfreude gehabt bzw. Klarheit verspürt im Sinne: Das wäre eine gute Idee.
Ich rate inzwischen dazu, lieber solche Sachen zu verfolgen. Wer weiß, wo sie dich hinführen. Vermutlich musst du dafür auch keine Willensstärke aufbringen. Ego-Ziele kannst du im Notfall ja immer noch verfolgen, sie laufen ja nicht weg. ;-)
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