Was wirklich Zeit kostet


Vor einiger Zeit habe ich angefangen, mir täglich die Frage zu stellen: Womit habe ich heute Zeit verschwendet?

Die Antwort überrascht vielleicht: nicht mit Social Media oder E-Mails, wie viele vermuten, nein, ich habe an vielen Tagen zu viel Zeit damit verschwendet, mich über andere Menschen zu ärgern. Das empfand und ich empfinde ich als maßlose Zeitverschwendung.

Aber vielleicht ein bisschen zum Hintergrund, warum ich mir die Frage gestellt habe:

Ausgangspunkt war ein Zitat von Seneca, das ich auf Daily Stoic gelesen hatte: "Wir erhalten kein kurzes Leben, sondern haben es dazu gemacht, und es mangelt uns nicht an Zeit, sondern wir verschwenden sie."

Zu dem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass ich mich mit viel zu vielen Dingen gleichzeitig beschäftigte und nicht so richtig vorankam. Ich nahm das zum Anlass, mich jeden Abend zu fragen: Womit habe ich heute Zeit verschwendet?

Die ersten Tage lautete die Antwort: E-Mails, ein Tool, das nicht funktionierte, Internetsurfen, aber bald danach kamen Einträge, in denen es hieß:  "Ärgern über XYZ", "Aufgeregt, dass X, Z nicht getan hat ..." Und das kam in so schöner Regelmäßigkeit, dass kein Zweifel daran besteht, zumindest bei mir, dass dies die größten Zeitfresser sind.

E-Mails und Social Media kann man mit ein bisschen Disziplin schon in den Griff kriegen, aber Frust & Ärger?

Mir hat es geholfen, dass ich es mir mal bewusst mache, wie viel Zeit und Energie ich damit verschwende. Ja, verschwende, denn andere Menschen kann man nicht ändern, so sehr man das gerne möchte. Ich selbst möchte auch nicht, dass andere mir erzählen, was ich zu denken, sagen oder lassen habe. Also warum soll das bei meinen Mitmenschen anders sein?

Ich habe mir noch weitere Fragen gestellt.

Was kann ich künftig besser machen?


Zu Beginn: bessere Tagesplanung, mehr Sport, mehr offline gehen. Eine echte Strategie für einen frustfreien Tag gibt es bislang nicht, aber wie gesagt, es hilft, sich es bewusst zu machen.

Wofür hätte ich gerne Zeit gehabt?


Erwartungsgemäß tauchen da nicht E-Mails oder Social Media auf, sondern oft: Gespräche mit anderen, ein Treffen mit XY, ein Buch weiterlesen, Sport.

Was habe ich heute gelesen (Buch) + gelernt?


Meist waren es kurze Zitate, etwa “What am I paying to get paid this?” oder Artikel, die nichts mit Vertrieb & Marketing zu tun hatten.

Am Ende jeder Woche blicke ich noch einmal auf die Woche als Ganzes zurück und überlege mir, was ich die kommenden Tage besser machen kann.

Für mich war es ursprünglich ein Experiment, bei dem ich "wissen" wollte, womit ich meine Zeit verschwende. Inzwischen ist es ein fester Bestandteil im Tagesablauf und hilft mir, kurz den Tag zu reflektieren. Das Ganze lässt sich natürlich auch auf die Akquise anwenden, also sich zu fragen:

  • Was habe ich heute erreicht?
  • Was lief gut und warum?
  • Was lief schlecht und warum?

Mehr Fragen habe ich hier zusammengestellt, wer Lust hat, kann auch bei der TagesRetro von Michael mitmachen. Von ihm stammen besagte Fragen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch dieser kurze Artikel, in dem der Autor fragt: "Is the Stuff You Buy Over 20 Years Worth 40,000 Hours of Time?"
"[...] For example, let’s assume I’ve worked 40 hours a week over 50 weeks a year for the last 20 years. I’ve traded 40,000 hours of my life for all the stuff I have bought (including experiences)."
Das rückt manches noch einmal in ein anderes Licht, denn Lebenszeit bekommt man nicht zurück.


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Foto: Curtis MacNewton