"Kannst du damit leben?"


Ich bin über einen Blogartikel auf den Begriff des rough consensus, Grobkonsent*, aufmerksam geworden und hatte überlegt, ob das auch für Kundenmeetings interessant sein könnte.

Ein Problem, wenn man um Feedback bittet, ist, dass man häufig zu viel bekommt und dann schauen muss, was ist "Jammern auf hohem Niveau" und was sollte man unbedingt berücksichtigen.

Der Autor dieses Blogartikels beschrieb eine Situation, bei der es zu einer wahren Feedback-Flut kam, so:
"Einer unserer Designer hatte mal das Team um Feedback zu einem Entwurf des Twist-Logos gebeten. Plötzlich wurden alle zu Typografie- und Logoexperten (auch ich bekenne mich schuldig) und überwältigten ihn mit Feedback."
So etwas kennst du vermutlich auch. Gut gemeint, aber weit über das Ziel hinausgeschossen. Daher der Tipp:
"Wenn die Lösung X gut genug ist, frag die Leute nicht, was sie darüber denken. Frag stattdessen jeden, ob er damit leben kann und wenn nicht, warum."
Der Grund:
"Wer fragt, ob alle mit der vorgeschlagenen Lösung einverstanden sind, wird Einwände bekommen. Wer aber fragt, 'Kann jemand nicht mit Vorschlag A leben?', hört nur von Leuten, die denken, dass A aufgrund einiger Einschränkungen unmöglich ist. Derjenige könnte dann den Rest der Gruppe davon überzeugen, dass die Einwände valide sind und man einen anderen Weg einschlägt."
Ich bin mir nicht sicher, ob das auch mit (potenziellen) Kunden ein gangbarer Weg wäre, nicht nach Feedback, sondern explizit nach Ausschluss zu fragen, nach dem "geht gar nicht, weil ..."

Denn so hört man die "tatsächlichen" Bedenken, nicht irgendwelche vorgeschobenen Dinge, wie "kein Budget" oder "zu teuer".

Setzt das jemand schon bei (Kunden)meetings ein?



*Korrektur


Ich würde dankbarerweise von Martin darauf hingewiesen, dass Konsens nicht ganz richtig ist, Konsent ist hier das passendere Wort. Der Unterschied wird in diesem Artikel gut erklärt:
"Konsens: Die Entscheidung ist getroffen, wenn alle dafür sind.Konsent: Die Entscheidung wird getroffen, wenn nichts mehr dagegen spricht."

Und warum ein Konsent effektiver ist, wird so erklärt:
"[...] nicht die Mehrheit entscheidet, sondern das beste verfügbare Argument. Und das gilt eben so lange, bis es ein besseres Argument gibt. Wir sind also so lange im Konsent, bis jemand einen schwerwiegenden Einwand hervorbringt, was gegen den zu entscheidenden Vorschlag spricht. Das heisst [sic] Entscheidungen können sehr schnell getroffen werden, denn ein Einwand ist kein Veto und es gibt viele Möglichkeiten einen Einwand in den Vorschlag einzubauen. Entscheidungen können also höchstens besser werden oder aus einem schwerwiegendem Grund eben doch nicht getroffen werden und das ist dann gut so."

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Jeinsager 

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