Das Anti-Problem


Stell Problem einfach mal auf den Kopf, wenn du nicht weiterkommst. Verkehr es in das komplette Gegenteil und such dann dafür Lösungen. Macht richtig Spaß und bringt neue Erkenntnisse!

Die Idee stammt von Donna Spencer und wurde im Buch "Gamestorming" aufgegriffen:
"[...] Indem man die Spieler dazu auffordert, ein Problem zu lösen, das das genaue Gegenteil vom aktuellen Problem ist, bringt man sie dazu, zu erkennen, an welcher Stelle eine bestehende Lösung nicht funktioniert oder wo eine Lösung nicht angewandt wird, obwohl sie auf der Hand liegt."
Was müsstest du beispielsweise tun, um Kunden davon abzubringen, bei dir zu kaufen (das Gegenteil von zu wenig Umsatz/niedrigen Verkaufzahlen)?

Ich hab das spaßeshalber durchgespielt und gab mir dafür zwei Minuten Zeit. Das ist mir eingefallen:

  • Nicht nachhaken
  • Marketing einstellen
  • Nicht ans Telefon gehen oder auf E-Mails reagieren
  • Lange Lieferzeiten (um die Leute zu verärgern)
  • Invite-only
  • Preise drastisch erhöhen
  • Beliebte Zahlungsmittel ausschließen
  • Betriebsurlaub (der aber nirgends angekündigt wird)
  • Webseite offline nehmen
  • "Ausverkauft" hinter jedem Produkt schreiben
  • Schlechte Bewertungen fabrizieren
  • Nur ab einer bestimmten Bestellmenge liefern

Das hat richtig Spaß gemacht. So absurd manche Antworten klingen, ein paar hilfreiche Tipps sind dabei, gerade wenn man sich vor Aufträgen nicht retten kann:

  • Preise erhöhen
  • "Wählerischer" sein (Mindestbestellmenge)

Die Übung habe ich auch für Veranstaltungen durchexerziert und bin dabei auf zwei, drei richtig gute Ideen gekommen, die ich für das WeLikeSalesCamp ausprobieren werde.

Tipps 


Besser ist es natürlich, so etwas in einer Gruppe zu machen, da kommen noch ein paar mehr Ideen.

Wichtig ist, die Problemstellung krass ins Gegenteil verkehrt zu formulieren, also "Wie sorgt man dafür, dass niemand den Newsletter liest?" oder "Wie vermeiden wir, dass jemand am Messestand vorbeikommt?" Und: Schreibt alle Ideen auf, auch die absurden.

Denn so absurd ist "Invite-only" gar nicht, warum nicht ein Produkt entwickeln, dass nur einer ganz bestimmten Personengruppe überhaupt angeboten wird? Oder die Mindestbestellmenge: Wer sagt denn, dass man das nicht auch für Dienstleistungen anbieten soll? Oder astronomisch hohe Preise?

Warnung

"[...] Vielleicht gibt es überraschende Aha-Momente, wenn plötzlich klar wird, dass eine der derzeit verwendeten Lösungen eigentlich zum akutellen Problem beiträgt. Hoppla!"
Nur, wenn man gar nicht weiß, was das Problem ist?

Genau das ist auch meine Sorge bei solchen Übungen: Oftmals haben wir kein klares Verständnis davon, was eigentlich das Problem ist. Zumindest liefert das Anti-Problem eine Diskussionsgrundlage.

In diesem Sinne: Ich schaue mal, welche Ideen "Gamestorming" anbietet, um Problemen auf den Grund zu gehen. Stay tuned.


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Foto: unsplash-logoThư Anh