Die Straßenkarte von London im (Methoden)-Dschungel


Seth Godin fragt, ob es nicht wünschenswert wäre, wenn wir für alles eine Landkarte hätten; eine Abfolge von Anweisungen, wie man von A nach B kommt, egal wo man sich befindet. Klingt gut und wenn man ehrlich ist, ist es genau das, was sich viele wünschen: Genau zu wissen, was man tun muss, um anzukommen.

Problem ist nur, wenn man beispielsweise das tut, was bei den Googles, Spotifys, Amazons dieser Welt zu funktionieren scheint, ohne zu fragen, ob das der Weg ist, den man selbst beschreiten möchte bzw. ob der Weg zum eigenen Unternehmen passt.

Seth Godin zitiert im Blogartikel Steve Pressfield, der folgende Geschichte geteilt hat.
"Ein Scharfschütze der Gurkha entkam aus einem japanischen Gefängnis in Südburma und floh sechshundert Meilen durch den Dschungel. Die Flucht dauerte fünf Monate, aber er fragte nie nach dem Weg und verirrte sich nicht. Zum einen konnte er kein Burmesisch sprechen und zum anderen betrachtete er alle Burmesen als Verräter. Er benutzte eine Karte, und als er Indien erreichte, zeigte er sie den Geheimdiensten, die alles über seine Odyssee wissen wollten. Mit Bleistift markiert waren alle Kurven, die er genommen hatte, alle Straßen und Weggabelungen, die er passiert hatte, alle Flüsse, die er überquert hatte. Sie hatte ihm gut gedient, diese Karte. Die Geheimdienstler fanden sie nicht so nützlich. Es war eine Straßenkarte von London."

Straßenkarte von London?!


Gut, könnte man einwenden: Er ist ja angekommen, was soll's, es hat ihm geholfen. Oder: Es ist egal, welche Karte man nimmt.

Die viel interessanteren Fragen sind doch: Warum ist er überhaupt angekommen, wenn die Karte völlig nutzlos war? Wie hat er sich letztlich orientiert? Wie konnte er sich durchschlagen? Was hat ihm geholfen, so lange durchzuhalten?

Wenn man sich das bei all den Trend-Methoden wie OKRs, Spotify-Modell & was gerade sonst noch aktuell ist, fragt, dann kommt man ebenfalls weiter: Was ist der Kern, was sind die zugrunde liegenden Erfolgsfaktoren, wo hakt es bei uns, was funktioniert nicht, wo wollen wir eigentlich hin? Was hat bei uns in der Vergangenheit funktioniert?

Interessant ist auch, die Beweggründe zu kennen, was die genannten Unternehmen erreichen wollten, welche Probleme sie damit gelöst haben, um festzustellen, ob das im entferntesten mit den eigenen Herausforderungen kompatibel ist. Und falls das rauszufinden ist, welche Umwege mussten die nehmen, was davon hat bei ihnen auch nicht funktioniert, wo wurde nachjustiert?

Oder man verlässt sich darauf, dass man sich selbst mit einer Straßenkarte von London durch den Dschungel von Burma schlagen kann. Hat zumindest bei dem Soldaten funktioniert.

Die Schlussfolgerung, die Seth Godin aus dem Artikel zieht, ist:
"Happy endings come from an understanding of the compass, not the presence of a useful map. If you’ve got the wrong map, the right compass will get you home if you know how to use it."
Es braucht also einen inneren Kompass, ein Wissen, wo man eigentlich hin will, beziehungsweise was das Ziel ist. Oder um Hannibal, den karthagischen Feldherr zu zitieren: "Entweder wir finden einen Weg, oder wir machen einen." Das ist die vielleicht beste Lösung, seinen eigenen Weg finden, dann kommst du (hoffentlich) gut und sicher an.

In diesem Sinne: gute Reise!


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Foto: unsplash-logoSylwia Bartyzel