Warum die zwölf Minuten Werbung optimieren, für die sich niemand interessiert?
Gute Frage. Antwort: Lass uns eine eigene Fernsehshow machen. Und jetzt nicht abschalten oder weitersurfen, sondern dranbleiben und "Mehr" klicken. Es geht nämlich um die Frage: Warum Geld in etwas investieren, wenn du anderweitig mehr Aufmerksamkeit für euer Unternehmen erzeugen kannst?
Auf die Idee zu diesem Artikel hat mich ein Interview mit Tarek Müller von ABOUT YOU im OMR Podcast gebracht.
"Wir optimieren mit massiven Ressourcen in die zwölf Minuten TV-Werbung (pro Stunde gibt es zwölf Minuten Werbung im Fernsehen), aber die Kunden interessieren sich für die zwölf Minuten eigentlich null, die Fernsehzuschauern interessieren sich nicht für die zwölf Minuten, sondern für die 48 Minuten. Also das Programm ist interessant, aber die Werbung ist nervig.
Und dann haben wir irgendwann überlegt, warum investieren so viel Geld, so viel Kapazität und Gehirnschmalz in etwas, worauf keiner Bock hat, nämlich die zwölf Minuten Werbung? Warum investieren wir nicht Gehirnschmalz, Ressourcen und Geld in die 48 Minuten, nämlich geilen Content, den die Leute sehen wollen und der unsere Marke transportiert."
Nur um Missverständnisse zu vermeiden, ABOUT YOU hatte nicht die gesamten zwölf Minuten Werbung, sondern einen Bruchteil davon, es gibt ja noch andere Unternehmen, die Spots schalten.
Anyway, die Konsequenz daraus sind unter anderem die ABOUT YOU Awards auf ProSieben. Es gibt zudem noch eine weitere Fernsehshow, eine Zusammenarbeit mit einem Festival und viele weitere Dinge, die an Red Bull erinnern, die unheimlich viel in den Bereich Content und Events investieren.
Ja, ich weiß, euer Marketing-Budget ist deutlich keiner als das eines Hamburger Unicorns. Spannend ist vielmehr der Gedankengang dahinter! Warum Geld in etwas investieren, wenn es anderweitig mehr Aufmerksamkeit für einen selbst erzeugen könnte? Wenn man keinen Mittelsmann braucht? Keinen Drittanbieter?
Ideen
Nehmen wir Messeauftritte. Da kriegt man, je nach Veranstaltung, gute Leads. Aber wie viel mehr Aufmerksamkeit brächte eine eigene Veranstaltung, eine eigene Konferenz? Bei der man selbst die Themen setzt.
Messeauftritte sind ja nicht billig. Ein Kunde von mir zahlt schon mal 25.000 Euro; für 25.000 Euro kann man vielleicht auch was eigenes auf die Beine stellen.
Um zu zeigen, welche Dimension eine Konferenz annehmen kann: Die Dreamforce in San Francisco, organisiert von Salesforce, hatte 2018 über 170.000 Besucher vor Ort, 2.700 Veranstaltungen, 400 Partnerunternehmen; der Ticketpreis betrug 1.899 Dollar. Als sie 2003 gestartet sind, waren immerhin schon 1.000 Besucher am Start.
Okay, ich verstehe, eine Konferenz auf die Beine zu stellen, frisst viel Zeit und Ressourcen? Stimmt, dann könnte ein Barcamp ein Anfang sein. (Hint: Ich kann euch bei der Event-Orga unterstützen, ich habe zahlreiche (Kunden)Veranstaltungen organisiert.)
Warum nur im eigenen Blog Sachen veröffentlichen? Wieso keine Fachartikel? Oder ein eigenes Magazin? Über CRM-Tests hier im Blog kam ich zu CRMmanager.de und darüber zu der ein oder anderen interessanten Opportunity.
Hustle Con, eine Konferenz in San Francisco, hat einen Newsletter gestartet, um Teilnehmer zu gewinnen; der hat inzwischen über eine Millionen Empfänger weltweit.
Was noch wichtig ist: Auswerten
Und was About YOU extrem gut macht: Sie gehen sehr datengetrieben an ihre Marketingaktionen heran, das heißt, sie überlegen, wie können wir den Erfolg messen, was sind Kriterien? Das machen die wenigsten.
Auf der K5 Konferenz 2018 sprach er davon, dass auch sie nur begrenzt Kapital zur Verfügung hätten und daraus das beste machen würden. Und letztlich wäre es eine Wette, ein Versuch, der schiefgehen kann.
"Wir versuchen erst einmal im stillen Kämmerlein, die Dinge auszuprobieren und die Datengrundlage zu schaffen, weil wir es nicht mögen, irgendetwas zu machen, was wir am Ende nicht messen können. Und das ist schon eine Herausforderung, gerade wenn man neue Marketingkanäle angeht, das war beim Influencer-Marketing das Gleiche, am Anfang sich erst einmal zu überlegen, wie erfasst man das jetzt überhaupt datentechnisch, wie kann man das analysieren?"Das gepaart mit der Offenheit, neue Dinge auszuprobieren, unterscheidet ABOUT YOU, nicht allein das Geld. Und das macht doch Hoffnung, oder? Offenheit, Gehirnschmalz und Kreativität können einen oft weit bringen. Plus die Bereitschaft, den Erfolg zu messen.
Hör in den Podcast rein und schau dir das Video an. Insgesamt ist Tarek ein interessanter Gesprächspartner, einfach mal googeln.
Und wenn ihr Unterstützung/Ideen für Events/Veranstaltungen braucht, vielleicht auch um neue Mitarbeiter zu gewinnen, Stichwort Employer Branding ... Ich freu mich auch über Weiterempfehlungen. So viel mein Werbeblock, meine zwölf Minuten für heute oder wie viele Minuten Lesezeit das waren. ;-)
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